Noch vor wenigen Dekaden bestand der Oman hauptsächlich aus Wüste. Die Menschen lebten wie im Mittelalter; Armut und fehlende medizinische Versorgung brachten eine geringe Lebenserwartung mit sich. Als Sultan Qaboos seinen Vater ablöste und den Thron bestieg, wurde er Herrscher einer archaischen, stagnierten Gesellschaft: Im Oman war die Macht der Stammesfürsten anders als in anderen arabischen Staaten noch ungebrochen. Der Sultan musste zunächst die uralten, verhärteten Fehden zwischen den Stämmen beilegen und deren Oberhäupter dazu bewegen, ihre politische Macht an den Staat abzugeben eine alles andere als leichte Aufgabe.
Heute sind alle Stämme in einem Rätesystem vertreten. Die Jahrhunderte der Kämpfe und Feindschaften sind vergangen: Der Oman ist zu einem äußerst friedlichen Land geworden. Das Oberhaupt des neuen Staates läutete er eine Zeit der tiefgreifenden Modernisierung ein: Er verbesserte die medizinische Versorgung. Er ließ Städte errichten mit Schulen und Universitäten.
Oman ist ein Sultanat. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist Sultan Qaboos; ein Parlament und Parteien gibt es nicht. Ein Rat, bestehend aus dem Konsultativrat und dem Staatsrat, steht dem Sultan beratend zur Seit, hat aber keine legislative Funktion. Seit 2002 wählen alle Omanis ab 21 Jahren die Mitglieder dieses Rates. Dem Staatsrat gehören auch weibliche Volksvertreter an. Seit 1996 hat Oman eine Verfassung, die individuelle Freiheitsrechte der Bürger festlegt und alle Aspekte des politischen Systems regelt. Diese Veränderungen zeigen an, dass sich das Sultanat Schritt für Schritt zu einer Demokratie entwickelt. Das Land ist politisch äußerst stabil.
Das traditionelle Herrschaftssystem versucht der Sultan mit moderner Staatsorganisation zu verbinden. Minister und Staatssekretäre sind dem Sultan direkt verantwortlich. Jedes Jahr unternimmt der Sultan mit seinen Ministern eine Reise durch das Land, um mit den Bürgern direkt zu sprechen. Zumindest theoretisch kann jeder Omani beim Sultan vorsprechen. Qaboos bemüht sich, in direkten Kontakt mit den Menschen zu treten.
Das omanische Rechtswesen basiert auf der islamischen Gesetzgebung der Scharia. Für Rechtsfälle, auf welche die Scharia-Gesetze keine Anwendung finden, zum Beispiel, wenn ein Ausländer unter Anklage steht, gibt es unabhängige Gerichte. Auf Mord und Drogenhandel steht die Todesstrafe.
Sultan Qaboos Amtseintritt bedeutete auch ein Ende der Isolation Omans. Prinzipien der omanischen Außenpolitik sind Nichteinmischung und friedliche Koexistenz mit den Nachbarländern. Oman unterhält diplomatische Beziehungen zu über 100 Ländern, zu denen auch die westlichen Industrienationen gehören. Oman ist Mitglied im UN-Sicherheitsrat. Der OPEC ist das Sultanat nie beigetreten.
In der Golfkrise setzte Sultan Qaboos sich zunächst für eine friedliche Lösung ein und nahm Flüchtlinge aus dem Kuwait auf. Mit zunehmender Verschärfung der Krise handelte Oman jedoch in Übereinstimmung mit dem Kooperationsrat der Golfstaaten und unterstütze die Alliierten mit Soldaten. In Afghanistan unterstütze Oman die Briten und Amerikaner ebenfalls; sprach sich 2003 jedoch gegen den Irakkrieg aus.
Im Nahostkonflikt unterstützt Oman die Friedensbemühungen und setzt sich für die Gründung eines Staates Palästina ein.
Im heutigen Oman besuchen etwa 90 % der Mädchen und Jungen eine Grundschule in dem flächendeckenden Schulnetz. Die Schulbildung ist kostenlos. In Hochschulbildung und Forschung wird viel investiert: Mit staatlicher Unterstützung entstanden viele private Hochschulen und Fachhochschulen, da der Bedarf an höherer Bildung vom Staat allein nicht mehr gedeckt werden konnte. Studiengebühren gelten als selbstverständlich, da die Ausbildung der Kinder als Zukunftsinvestition begriffen wird. Besonders bei jungen Frauen ist der Drang nach Bildung und Wissen ausgeprägt sie drängen an die Universitäten.
Im Bereich Erwachsenbildung wurden Institute geschaffen, um die Alphabetisierung besonders der Frauen auf dem Lande zu fördern.
Im ganzen Land gibt es ein dichtes Netz moderner staatlicher und privater Krankenhäuser. Alle omanischen Staatsbürger genießen kostenfreie medizinische Rundumversorgung. Massenimpfungen u.a. gegen Diphterie, Keuchhusten und Tuberkulose haben diese Krankheiten stark zurückgedrängt und die Kindersterblichkeitsrate enorm gesenkt. Seit 1994 gibt es keine Tetanus-, Diphterie- und Poliofälle mehr.
Um die Geburtenrate zu senken, wirbt der Sultan in Aufklärungskampagnen für Familienplanung und Geburtenkontrolle.
Das Sultanat verfügt über ein Ministerium für soziale Angelegenheiten, das seit Anfang der 70er Jahre kontinuierlich an dem Aufbau eines sozialen Sicherungssystems gearbeitet hat. Heute gibt es neben Sozialhilfe für bedürftige Familien und alte Menschen, sozialen Wohnungsbau, Arbeitnehmerschutz, zahlreiche karikative Einrichtungen und Bildungszentren für Menschen mit Behinderungen. Eine religiöse Pflicht eines jeden Muslimen ist die Abgabe eines kleinen Anteils seines Einkommens. Diese Abgaben, zakat, werden vom Ministerium für Justiz und islamische Angelegenheiten verwaltet und an bedürftige Menschen verteilt. Wer Anspruch auf diese Almosen hat, ist im Koran geregelt.
Nachdem eine ölpreisbedingte Rezession überstanden war, begann Omans Wirtschaft ab 1990 zu wachsen. Die Haupteinnahmequellen des Landes sind das Erdöl und das erst vor Kurzem entdeckte Erdgas. Zwar sollen die Reserven noch einige Dekaden reichen, Omans Ziel ist es aber, sich von der Abhängigkeit von Erdöl zu lösen. Deshalb setzt man auf die Förderung und Entwicklung anderer Wirtschaftbereiche. Die verschiedenen Industriezweige und auch die Landwirtschaft bieten heute vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten, so dass Bildung immer wichtiger geworden ist. Ein sehr junger Wirtschaftszweig im Oman wächst seit den Anfängen vor etwa zehn Jahren stetig: der Tourismus. Am Anfang der 90er Jahre rief der Sultan zur Omanisierung des Landes auf: Geplant ist, die vielen ausländischen Arbeitskräfte durch gut ausgebildete Omanis zu ersetzen.
Für die Landwirtschaft sind nur etwa 100.000 Hektar der Landfläche geeignet. Doch die Regierung setzt ohnehin auf die Steigerung der Produktivität durch moderne Verfahren. Sultan Qaboos gründete im ganzen Land Forschungsstätten, um perfekt angepasste Pflanzen- und Nutztierarten zu züchten und neue Anbaumethoden zu entwickeln. Die landwirtschaftlich am stärksten genutzten Gebiete liegen in der trockenen Küstenebene Batinah zwischen Musandam und der Hauptstadt Musact. Die Grundwasservorkommen hier erlauben den Anbau von Datteln, Mangos, Limonen, Orangen, Granatäpfeln und vielem mehr.